Durchgang durch das Bullauge der Geburt. Schwangerschaft und Geburt philosophisch betrachtet. Partus III.
Philosophen waren sich weitgehend einig: Jede Geburt bringt einen neuen Tod zur Welt. Unter diesem Aspekt kann die Perspektive auf das Wunder der Geburt nur pessimistisch sein, denn die Endlichkeit birgt die Sinnlosigkeit des Lebens. Die Philosophin Hannah Arendt (1906–1975), leitete die Wende von der Sterblichkeit zur Geburtlichkeit, von der Mortalität zur Natalität ein: Weil wir immer wieder die Chance zum Neuanfang erfahren, werden wir auch das ganze Leben hindurch neu geboren. Seit ein paar Jahren knüpfen einige Philosoph:innen an Arendt an und sehen genauer hin auf das Phänomen der Geburtlichkeit – neue Philosophien der Geburt. In der feministischen Philosophie gab es in den 1970ern erste Ansätze das Phänomen „Geburt“ zu ergründen. Heute geht es Philosoph:innen etwa um Autonomie, Schmerz, Trauma, Wahlfreiheit. Das Buch führt als Part III mit Texten und Illustrationen in das Thema. Es ist eine Fortsetzung von den Büchern „Vom Mutterleib in die Weltoffenheit. Partus I“ und „Aufblühende Leibesin- seln in der Mittelzone. Partus II“.Von verschiedenen Philosoph:innen, Arzt:inen und Hebammen gibt es unterschiedliche Betrachtungen auf das Gesamtphänomen von Gebären und Geboren werden. Thematisiert wird die Relevanz von Hebammenarbeit. Es gibt u.a. Texte von Stella Villarmea, Christiana Schües, Sabine Hartmann-Dörpinghaus und Claudia Wiesemann.
Für Sie gelesen | Inga Günther
Dieses Buch ist eine Fortsetzung der Bücher »Vom Mutterleib in die Weltoffenheit. Partus 1« und Aufblühende Leibesinseln in der Mittelzone. Partus 2« Birgit Heimbach hat in liebevoller Kleinstarbeit beispielsweise Immanuel Kants These »Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen« erklärt. Dazu hat sie passende Bilder gemalt, die viel Interpretationsspielraum lassen. Sich auf den Gedanken von Hannah Arendt einzulassen, »Weil wir immer wieder die Chance zum Neuanfang erfahren, werden wir auch das ganze Leben hindurch neu geboren«, erfordert immer wieder Mut zur Selbstreflexion. Ein Thema, das aktueller nicht sein könnte. Den Titel verdankt das Buch dem französischen Philosophen Michel Serres, der in einem Werk die Rettung von einem brennenden Schiff durch ein Bullauge mit einer Geburt verglichen hat. Er hat das Bullauge als Tor und Durchgang zum Leben bezeichnet. Immer wieder verwendete er in unterschiedlichen Zusammenhängen die Metaphern aus der Welt der Geburtshilfe. Es ist nicht ganz einfach, sich philosophisch auf Geburt, Mutterschaft oder das Stillen einzulassen, da es in unserem doch recht praktisch orientierten Alltag zu weit weg erscheint. Doch wenn man sich ganz bewusst auf die Aussagen des Buches einlässt, wird man mit einem breiten Wissen beschenkt, das einen anderen Blick auf die Praxis zulässt. Besonders gefallen hat mir das Zitat aus der Bibel – aus dem neuen Testament aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther: »Wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel redete, /hätte aber die Liebe nicht, /wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. «Gehen wir miteinander liebevoll um? Als Team in der Geburtshilfe in der ambulanten Versorgung? Lasst uns den Anfang machen, denn die Chance auf einen Neuanfang haben wir jederzeit!
DHZ 09/ 2024
Produktdetails
| Autoren: | Birgit Heimbach |
|---|---|
| Bindung: | Softcover |
| Buchgenre: | Sachbuch |
| Medium: | Buch |
| Auflage: | 1. Auflage |
| Erscheinungsdatum: | 2024 |
| Seitenzahl: | 100 |
| Anzahl Abbildungen: | 40 farbige Abbildungen |
Anmelden
Anmelden